Rüstungsbetrieb der Wehrmacht " Muna Ost " /
Später zu DDR - Zeiten : Garnison Falkenhagen - Militärsiedlung Nr. 1
Umlandkarte Falkenhagen


Trotz dürftiger Information durch Öffentliche Stellen ist der Besuchsandrang doch erstaunlich. Interesse weckt eben doch immer was irgendwie
verheimlicht wurde bzw. nicht so offiziell sein soll. Die Bilder
zeigen die Möglichkeit, wer Interesse hat, hier mal einen Besuch in dieser Bunkeranlage einzuplanen.
Eine herrliche Naturlandschaft läd dabei auch zum verweilen ein
Bild rechts unten zeigt die ehemalige Toreinfahrt von Wehrmacht und Russen. Völlig unscheinbar, der Allgemeinheit verborgen war hier ein Stück " Rußland " auf Deutschem
Boden.
Zu dieser Bunkeranlage sind bisher sehr wenig Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen. So ist bekannt das der Auftraggeber u. Bauherr für dieses riesige Unterirdische Produktionszentrum
Heinrich Himmler war. Hier sollte für den "Endsieg" noch in den letzten Kriegsmonaten das
Nervengas "Sarin" produziert werden. Zum Glück konnte die endgültige Produktionsbereitschaft dann doch nicht mehr erreicht werden. Die Anlage, die sich in ihrer Größe mit Bunkeranlagen in Frankreich vergleichen lässt ist im Umland von Berlin die größte ihrer Art. Hier sollten per Gleisanschluß ganze Züge an
Rohstoffe in die Anlage einfahren. Ziel dieser Anlage war, den Endstoff Clohrtrifluorid herzustellen. Dieser diente dann als
Treibstoffzusatz mit mächtiger Energieabgabe. So war das
von besonderem Interresse für die Enwicklung der
V2 Raketenwaffe des Wernherr von Braun, der in Peenemünde
den Beginn einer Zeit einläutete, die ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Der gesamte Bunker entstand in offener Baugrube
mit ca. 20m Tiefe. Eingebettet in einer Kupferwanne ist er auch heute noch vollkommen trocken. In seinen
4 Etagen findet man höchstens ein wenig Kondenswasser und das auch nur Tröpfchenweise. Insgesamt stellt sich dieser
Bunker baulich in einem sehr guten Zustand dar.
Nach dem Krieg haben die sowjetischen Streitkräfte diesen Bunker übernommen und zu einem Atomsicheren Hauptquartier ausgebaut. Die Reste an Produktionsanlagen wurden nach Rußland abtransportiert sowie die ca.
14000m/2 unterirdische Produktionsfläche wurden zu 400 Räume aufgeteilt. Heute wird
das gesamte Areal von einen verantwortlichen Wachschutz kontrolliert. Nach persönl. Besuch des Standortes ist eine
3 Std. Führung durch die Bunkeranlage möglich.
In einer Broschüre, herrausgegeben durch den AnTex -Verlag Falkenhagen, wird erstmals eine Bewertung des Anlagenkomplexes vorgenommen. Dabei wird festgestellt das es sich um das sogenannte " Seewerk " Falkenhagen handelt, einem Chemie - Rüstungsbetrieb der Wehrmacht unter den Namen MUNA -
Ost, in dem die Massen - Produktion von Kampfgasen ( Sarin ) erfolgen
sollte. Dazu ist es zum Glück nie gekommen. Erst in einer Beratung am 23.07.1943 wurde das Werk unter dem neuen Namen " Seewerk " in dem Verband der IG-Farben aufgenommen. Der technische Aufbau der Anlagen zu damaliger Zeit ( Sommer 1939 - Febr. 1945 ) war auf höchsten Niveau sowie unter strengster Militärischer
Geheimhaltung gelungen. Wenn die Anlagen fertig geworden wären hätte es einen Produktionsausstoß von 500 t Sarin gegeben. Zeitzeugen haben dieses Vorhaben bestätigt. Im Februar
1945 wurde ein Großteil der Anlagen in den bayerischen Raum abtransportiert. Grund dafür war das Näherrücken der Front. Sprengungen im Anlagenkomplex wurden nicht vorgenommen. Ähnlich wie zuletzt die Wehrmacht den Komplex nutzte nahmen dann die Sieger diesen zur Nutzung in Besitz. Alles was noch vorhanden und nicht " Niet und Nagelfest "
war wurde demontiert und abtransportiert. In den fünfziger Jahren ließ die sowjetische Besatzungsmacht den verbunkerten Chemiebetrieb vollständig im Kern umbauen. In weiteren Ausbaustufen ist der gesamte Komplex schließlich zur ABC - Schlagsicheren Kommunikationszentrale für das Oberkommando in Wünsdorf bei Berlin
fertiggestellt worden. Wobei unbedingt festzuhalten ist , daß die Führung dies Komplexes, daß nach heutigen Erkenntnissen der wichtigste Stützpunkt der Russen in damaligen Sozialisteischen Europa war, von Moskau aus erfolgte. Nach Erkenntnissen von Herrn Dr. H. Hofmann war Falkenhagen Dreh u. Angelpunkt der Kommunikation mit den Kommandostäben
in der Sowjetunion. der Kommandeur dieser Anlage hatte Kommunikationsverbindung mit allen Teilstreitkräften der Russischen Armee. Auf Grund dieser Machtfülle konnte er im E - Fall nach Bedarf diese anfordern. Die Verbindungen erfolgten über Erdkabel, ja selbst Seekabelverbindungen ermöglichten den Schiffseinsatz anzufordern. Hier haben sich die Neuen Nutzer eine Kommunikationsstelle geschaffen die in ihrer Art einmalig ist. Unscheinbar versteckt in der Falkenhagener Heide konnten sie an
Kommunikationsgerät Basteln und Forschen um im Kalten Krieg den Informationsbedarf decken zu können. Der gesamte Anlagenkomplex unterlag der strengsten Geheimhaltung. Auf keiner Karte, die russische Militär - Standorte zeigt, war Falkenhagen jemals eingezeichnet.
Die Bunkertür im Abdichtbereich mit Aluminium verkleidet, um nicht bei einer
nuklearen Detonation mit dem Türrahmen zu verschweißen. Denn die entstehende
Hitze würde dies erreichen. Insgesamt besteht der Bunker aus 4, in die Erde
verbaute Etagen. Unzählige Räumlichkeiten haben die Russischen Streitkräfte
im inneren ausgebaut.
Eingang zur Bunkeranlage
für Waggongs der DR
Eingang zum
Bunker für Personen
Treppen in 4 Etagen
Beton Wandstärke ( Bunkerstufe : B ) Entaktivierungsraum nach
der Eingangsschleuse
Im zuge der Nutzung durch russische Einheiten
entstand in laufe der Jahre auf dem Objekt eine Militärsiedlung. Ungefähr
3000 Bedienstete sollen hier untergebracht gewesen sein. Selbst in
dieser Frage der Versorgung der Militärangehörigen ist hier eine logistische
Zentrale wohl zuständig gewesen. Noch nach
1990 wurden hier Wohngebäude errichtet die jetzt nach und nach verfallen
bzw. der Verwahrlosung preisgegeben werden. Für die Sowjetführung war der
Standort Falkenhagen von höchster Priorität. Wie schon eingangs erwähnt
wurde hier der Befehlsstand der ehem. Befehlshaber einer Kommunikationszentrale
innerhalb der DDR unterhalten. Nach Aussagen einiger Verantwortlicher soll
eine Kabellandverbindung die dann durch die Ostsee verlief und ihren
Endpunkt auf der Kola - Halbinsel ( Murmansk ) gehabt haben. Somit hatte man
eine Verbindung innerhalb Osteuropa zwischen den Kommunikationszentralen
innerhalb des Warschauer Paktes geschaffen. Der riesige Kommunikationsraum
ist noch zu sehen, natürlich haben die Russen bei ihren Abzug alles
ausgebaut und der Raum ist heute leer. Die Ausmaße im ehemaligen Produktionsbunker, der nach 1945
zu Büroräume usw. verändert wurden, sind gewaltig. Bei der Besichtigung sind mir besonders die langen Korridorreihen aufgefallen, die eben eine unzählige Anzahl an
Arbeitsräumen verbindet. Gegenüber anderen Bunkeranlagen ist hier wohl auch ein geordneter Rückzug der letzten Nutzer erfolgt. Schrott und Schmutz ist hier die Ausnahme. Um die gesamte Anlage auf dem Territorium zu besichtigen braucht man wohl einige Tage. Vieles muß auch noch zum Standort zugeordnet werden. Probleme bereitet
dabei die nicht oder nur teilweise vorhandenen Unterlagen zu Produktionsabläufen sowie
zu anderen wichtigen geschichtl. Fakten. Es ist vieles im laufe der
Jahrzehnte sehr schwer nachzuvollziehen. Auch eben weil alles in Zeiten des
3. Reiches absolut geheim war und die Unterlagen durch die Besetzung nach
Kriegsende eben durch die Besatzer vernichtet wurden.
Besonderen Einsatz hier Licht in das Dunkel der
Geschichte zu bringen zeigt hier besonders Dr. Heini Hofmann,
der hier unermüdlich in der Erkundung der ehemaligen Aufgaben des Komplexes
in Zeiten der Wehrmacht sowie der Russischen Nutzer ist. Vor allem
gebührt Ihm Dank, bei der Organisation der Führungen durch die
Bunkeranlage, die er interessant gestaltet sowie auf viele Einzelheiten der Geschichte des Werkes
eingeht sowie die damalige Produktion erklärt.
Bunkergelände ist zur Müllhalde verkommen (
Bericht der Märkischen Oderzeitung - MOZ )
Von Ines Rath
Falkenhagen
(MOZ)So lange die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als
Treuhand-Nachfolgerin das Gelände bei Falkenhagen (Märkisch-Oder- land)
bewachen ließ, war alles in Ordnung. Nach dem Verkauf an eine
Immobilienfirma vor fünf Jahren ist die einstige Kommandozentrale der
Sowjetarmee in der DDR zum Tummelplatz für Kriminelle geworden. In der Lache
vor einem Fass mit der Aufschrift "leicht entflammbare Flüssigkeit" liegt
ein toter Vogel. Das blaue Fass ist unverschlossen. Es gibt drei solcher
Fässer auf der Betonfläche vor der Laderampe am Hintereingang des
Bunkergeländes. Dort sind bis kurz nach der Wende die Versorgungstransporte
für die im Hochsicherheitstrakt stationierten Sowjetsoldaten angekommen.
1992 zogen die Russen ab, der Bund übernahm die brisante Liegenschaft - und
wollte sie los werden. Das ist ihm 2003 gelungen. Eine Berliner
Immobilienfirma kaufte den größten Teil des Geländes. Im Gemeinderat
erklärte der Geschäftsführer, hier solle eine internationale
Jugendbegegnungsstätte entstehen. Der Zweifel der Abgeordneten erwies sich
als berechtigt. Denn entstanden ist seitdem nur eins: eine illegale
Müllhalde. "Die Fässer sind neu", sagt Heidrun Thoms, Sachgebietsleiterin
der unteren Abfallbehörde des Landkreises, als sie die Fotos sieht. Der Rest
des Problems ist ihr bekannt: Tausende Büchsen überlagerte Farben und Lacke
sind auf dem Gelände ebenso illegal entsorgt worden wie Altreifen und jede
Menge anderer Müll. Darunter auch ganze Aktenordner mit Firmenunterlagen:
Lieferscheine einer Baumarktkette, Rechnungen eines Reiseunternehmens mit
Adressen und Telefonnummern von Kunden, Lohnsteuerkarten der Mitarbeiter
eines süddeutschen Elektrounternehmens. Sowohl die Mülltransporter als auch
die Diebe, die in den vergangenen Monaten und Jahren beinahe alles Metall
aus den Wohn- und Dienstgebäuden herausgeholt haben, hatten leichtes Spiel:
Der Hintereingang des Geländes steht offen. "Nachdem uns bekannt geworden
ist, dass für die Berliner Firma ein Nachtragsliquidator bestellt ist, haben
wir zu diesem Kontakt aufgenommen. Doch den Ortstermin am 16. September hat
er platzen lassen", sagt Heidrun Thoms. Sie hat dem Bad Saarower
Rechtsanwalt bis Freitag Frist für eine schriftliche Äußerung zum
Sachverhalt gegeben. Bis Donnerstag war keine Antwort eingegangen. Die
Behörde will jetzt ein Verwaltungsverfahren zur geordneten Entsorgung der
Abfälle einleiten. - Falls sie des Liquidators habhaft wird. Denn dieser war
auch auf MOZ-Anfrage nicht zu sprechen.
